Sonntag, 28. August 2011

Dicey Tales #1 - BoL für Pulp-Action-Fans

Der Evil-DM, Jeff Mejia, hat endlich die erste Ausgabe seines BoL-Magazins Dicey Tales herausgebracht. Hier wollte ich diese erste Ausgabe des - hoffentlich bald fortgesetzten - PDF-Produktes kurz besprechen. Das schlug fehl. Es wurde leider eine LANGE Besprechung dieses Magazins. Sorry.

Fazit vorneweg
Dicey Tales #1 bietet eine durchwachsene bis gute Grundlage für das Spielen von Pulp-Action-Abenteuern nach BoL-Regeln. 
Wichtige Kernaspekte von Pulp-Action-Settings werden hier in BoL-Regeln umgesetzt dargeboten. Funktionierende Regeln aus Dogs of W.A.R. für Feuerwaffen und Fahrzeugverfolgungen sind hier - auf die Pulp-Ära angepaßt - enthalten. Bei den Pulp-Setting-Regelelementen gibt es jedoch auch klare Schwächen und sogar wirklich schlechte Umsetzungen (Magie, Psionik), so daß man sich die einzelnen Regelteile genau anschauen sollte, wenn man vor hat eine Pulp-BoL-Runde nach den hier dargebotenen Regeln „wie geschrieben“ zu spielen. 

Mein persönlicher Gesamteindruck: Schöne, stimmungsvolle Illustrationen, zuviel „Whitespace“ auf den Seiten, stimmungsvolle und für das Pulp-Action-Genre gut passende Abschnitte wechseln sich mit – insbesondere bei Regelformulierungen sehr ärgerlichen – schludrigen, inkonsistenten, unbalancierten oder unkreativ aus D&D reinkopierten Elementen ab. Die beiden Abenteuer sind solide Pulp-Unterhaltung,  nicht berauschend, aber gut aufbereitet und schön illustriert. 

Ingesamt gebe ich eine eingeschränkte Kaufempfehlung. 

Man muß alle regelrelevanten Punkte sehr genau prüfen und einiges selbst machen, damit man ein dem Genre angemessenes Pulp-Rollenspiel auf BoL-Basis erhält.  Das Produkt ist insgesamt eher von mittelmäßiger Qualität und erreicht nicht die Qualität anderer BoL-Lizenzprodukte wie z.B. Barbarians of the Aftermath oder die des BoL-Regelwerks (der deutschen Ausgabe schon gleich überhaupt nicht). Einzelne Abschnitte sind sehr gut gelungen (Feuerwaffen, Fahrzeuge), was aber auch daran liegen mag, daß sie aus Dogs of W.A.R. übernommen wurden.

Hätte sich Jeff Mejia MEHR MÜHE beim Formulieren der Regelabschnitte gegeben und wären die zu dünnen Abschnitte statt mit leider eher nutzlosen Gemeinplätzen mit mehr konkreten, spielrelevanten Informationen und praktischen Tipps für Spielleiter gefüllt gewesen, dann hätte diese erste Nummer der Dicey Tales ein echter Knaller sein können. So ist es leider nur eher mittelmäßig gelungen.

Das bedeutet aber auch: Es besteht noch Raum für Verbesserung! Diesen sollte man für die nächsten Ausgaben fleißig nutzen.

Genug des Fazits, hier kommen meine "Befunde" im Einzelnen.


Was bekommt man denn fürs Geld?

Man eine ca. 3 MB große PDF-Datei von 85 recht übersichtlich gesetzten, einspaltigen Seiten mit einigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen unterschiedlicher Qualität, sowie einem recht stimmungsvoll Pulp-Heften nachempfundenen, farbigen Titelblatt (siehe hier in diesem Artikel oben links), sowie im Innenteil ein paar "Fake Advertisements" - kleine, billige, seltsame Anzeigen, wie sie passenderweise auch in solch ein Pulp-Heft gehören.
Mein Eindruck: Optisch durchaus ansprechend (ansprechender als BoL Legendary Edition oder Dogs of W.A.R. - aber das ist leicht, da so gut wie ALLES ansprechender als diese beiden Bücher ist). 
Der einspaltige Satz ist etwas ungeschickt. Dieses PDF nimmt vermutlich an, daß man es auf kleinem Format (wie ein Pulp-Heft) ausdrucken möchte. Mochte ich nicht. Bei einer Seite pro A4 Seite bekommt man Großschrift für Senioren geboten und auch bei zwei Seiten pro A4-Seite bleibt doch sehr viel weiße Fläche übrig. Mir wäre ein zweispaltiger Satz wie in BoL Legendary Edition lieber gewesen. Das wären dann weniger als die 85 Seiten, aber dafür wäre pro Seite mehr drauf.
Das Buch weist für meinen Geschmack viel zu viel "Whitespace" auf. Da sind manche Seiten nur zu einem Drittel mit Nutzinhalt gefüllt und selbst Illustrationen als "Füller" stehen in weiter, weißer Flur. Das kann man auch mit minderprofessionellen Mitteln besser gestalten.

eBook-Reader-Tauglichkeit: Wie tauglich dieses PDF auch für eBook-Reader und dergleichen Geräte ist, kann ich leider nicht sagen, da ich solche Geräte nicht verwende.

Über ausblendbare Ebenen kann man sich seine druckerschonende Version dieser PDF-Datei selbst zusammenstellen (wobei ein paar der Auswahlmöglichkeiten neben Tabellenumrandungen gleich auch die ganzen Inhalte (insbesondere der NSC-Blöcke) mit verschwinden lassen - drum: vorher prüfen, was alles wirklich ausgeblendet wurde).
Mein Eindruck: Meinem Eindruck - und meinem Ausdruck - nach ist der schwarz-weiße Inhalt samt Illustrationen nichts, was einen Drucker über Gebühr belasten würde, so daß man getrost auf das Ausblenden von Illustrationen usw. verzichten kann. Aber es ist doch nett, daß zumindest die Möglichkeit bereits geboten wird - andere PDF-Produkte geben einem diese Ausblendmöglichkeiten oftmals nicht.

Leider fehlen die Dicey-Tales-spezifischen Charakterbögen in dem PDF, so daß man auf der Dicey-Tales-Webseite suchen muß, um dort die Dokumente herunterzuladen.
Mein Eindruck: Solche settingspezifische Charakterbögen hätten direkt ins PDF gehört. An den Dicey-Tales-Charakterbögen ist nicht viel dran, so daß es bestimmt nicht monatelang Zeit gekostet haben wird, diese zu erstellen. Doch möchte man ja seine Pulp-Action-Helden nicht unbedingt mit einem Fantasy-Charakterbogen ins Spiel führen - daher eigentlich ein notwendiger Anhang. 


Was ist drin?

Das Inhaltsverzeichnis ist schon mal recht üppig. Ich gehe im Folgenden die einzelnen Einträge durch und gebe meine Eindrücke dazu mehr oder weniger (eher mehr) detailliert an.

Titelseite (1 Farbseite)
Mein Eindruck: Diese ist schön stimmungsvoll farbig im Stile der alten Pulp-Hefte mit Abenteuergeschichten gehalten. Interessant ist der Zusatz auf dem Titel: "A Pulp Era supplement for Barbarians of Lemuria and other Roleplaying Games". Gerade der Bezug auf "andere Rollenspiele" fällt mir hier als besonders bemerkenswert auf. Dazu weiter unten mehr.

Werbung und Kleinanzeigen (2 Seiten) 
Eine Seite Werbung für Spiele von Beyond Belief Games von Simon Washbourne, dem Schöpfer von BoL, sowie eine Seite "Classified Ads" mit fiktiven Kleinanzeigen, passend zum Abenteuer-Genre.

Behind the Screen (2 Seiten)
Ein zweiseitiges Vorwort zur ersten Ausgabe, in welchem ein Ausblick auf zukünftige Genre-Themen der Dicey Tales vorkommt: Science Fiction, Western, Verlorene Welt, Spionage, Historische Abenteuer. Dabei sollen nicht alle Ausgaben nur genau einem Genre gewidmet sein, sondern manche sind "Themen-Hefte" andere sind Mischungen unterschiedlicher Themen.
Mein Eindruck: Es wird angekündigt, daß auch andere Regelsysteme statt nur BoL in den Dicey Tales berücksichtigt werden sollen. 
Wenn nun die "Pulp-Klassiker" wie HEX (Ubiquity), TRES/DTA (Savage Worlds), SotC (FATE) usw. hier Raum bekommen, dann sieht das für mich aus, als verdrängen irgendwann die anderen, bekannteren und verbreiteteren Systeme BoL aus den Dicey Tales. Ich finde die Idee eines "System-Bauchladens" NICHT gut. Ich hatte die Dicey Tales als ein BoL-Magazin gesehen, nicht als ein "allgemeines Pulp-Rollenspielmagazin". 
Wer auf der Dicey-Tales-Homepage (Link siehe oben im Artikel) nachschaut, der findet insbesondere die Ankündigung, daß mehr Material für Savage Worlds in Dicey Tales erscheinen soll. Im Lords-of-Lemuria-Forum wird weiters eine Art Abschnitt für Lemuria-Materialien

A Few Tips On Playing The “Pulp” Way (knappe 2 Seiten)
Hier wird das Genre der Pulp-Action-Adventures kurz umrissen und eine Einführung in das Spielen von Pulp-Geschichten gegeben. Schlagworte sind hier "Remember kids, this is Pulp" (Einschwören der Spieler auf Pulp-Konventionen), "Reinforce the team concept" (teamfähige Charaktere statt der - für Pulp typischen - heroischen Einzelgänger).
Außerdem gibt es noch ein paar Tipps zum Umgang mit Fremdsprachen: Jeder kann alle Sprachen, die er braucht.
Mein  Eindruck: Mit den beiden Schlagworten ist leider viel zu wenig zum Thema "Wie spiele ich eigentlich Pulp im Rollenspiel?" gesagt.
Die sehr vereinfachte Regelung für den Umgang mit Fremdsprachen mag für manche Pulp-Abenteurer passen, aber andere hätten vielleicht gerne die Möglichkeit als Sprachtalent-Charakter ein wenig mehr im Rampenlicht zu stehen. Das geht flöten, wenn jeder sich gut genug verständigen kann.

New Careers for Pulp Adventurers (10 Seiten)
Hier werden BoL-typisch die Laufbahnen für Pulp-Abenteurer vorgestellt.
Mein Eindruck: Diese Liste an möglichen Laufbahnen läßt kaum Wünsche offen. Vom Star-Athleten wie Baseball-Legenden oder Profi-Boxern bis zu herumziehenden Wanderarbeitern, den Hobos, ist wirklich alles drin.
Bei magischen Laufbahnen gibt es nur eine, die seltsamerweise alle übernatürlich Begabten ergreifen müssen. Das finde ich unstimmig, unterscheiden doch Pulp-Abenteuer sehr deutlich diverse übernatürliche Begabungen und deren Ausübende. Auch gibt es keine Pulp-Superhelden-Laufbahnen! Das ist schade, aber vielleicht Stoff für eine spätere Ausgabe. Pulp kennt ja Science-Fiction- und Superhelden sowie Mesmeristen, Zauberer und dergleichen mehr, doch in dieser Dicey-Tales-Ausgabe werden eher die "bodenständigeren" Helden der "Two-Fisted Tales" behandelt. 
Magie ist eine Option (dazu später mehr) für wenige, seltene, einzigartige Charaktere. Aber man kommt auch sehr gut ohne Magie auf Spielercharakterseite aus (NSCs könnten und in manchen Settings sollten sie sogar magische Fähigkeiten haben).

Boons for Pulp Adventurers (11 Seiten)
Gleich zu Anfang dieses Kapitels gibt es zwei Kästen mit Regelhinweisen. Der erste schlägt vor, daß die Pulp-SCs nach den Dicey-Tales-Regeln mit ZWEI freien Gaben, statt nur einer - wie üblich in BoL, starten sollen.
Mein Eindruck: Das ist unnötig! BoL läßt bereits SEHR kompetente Start-SCs erschaffen. Noch mehr Kompetenz eines Start-Charakters braucht es eigentlich nicht. Zwei Gaben - vor allem die "richtigen" - können einen SC schon SCHWER "aufbrezeln". Und nicht vergessen: für zwei Schwächen bekommt man ja auch noch zwei weitere Gaben (so man die Schwächen akzeptieren möchte). Damit startet ein Dicey-Tales-SC mit vier Gaben und zwei Schwächen. Das ist überaus kompetent. - Dem sollte der Spielleiter bei der Bemessung der Opposition schon ein wenig Rechnung tragen, da ansonsten die SCs wirklich ohne jegliche Komplikation und ohne Spannung einfach durch ein Szenario durchmarschieren könnten.

Der zweite Regeländerungskasten besagt, daß es auch Gaben gibt, die "doppelwertig" sind, also 2 "Slots" für Gaben benötigen, um überhaupt genommen werden zu können.
Mein Eindruck: Diese Regelung für ausgesprochen schlecht bis völlig UNbalancierte Gaben hatte Jeff Mejia schon in Legends of Steel - BoL-Ausgabe verwandt. 
Was ich davon halte: wenig. Eine einzelne "einwertige" Gabe in BoL macht schon im Spiel einen deutlichen Unterschied. Wozu braucht es dann noch "überschwere" Gaben?
Doppelwertige Gaben stellen eine Art "Balancing"-Hintergedanken dar, der aber durch die in den Effekten der einzelnen Gaben überhaupt nicht zu finden ist. Da gibt es doppelwertige Gaben, deren Wirkung die von "einwertigen" nicht überschreitet oder sogar unterschreitet. Und zwischen "einwertigen" Gaben gibt es krasse Wirkungsintensitätsunterschiede. 
Grundsätzlich kann man bei BoL auf derartige Punkterechnerei zum "Balancing" verzichten. Lieber die Effekte der einzelnen Gaben halbwegs angleichen, statt mir solchen untauglichen Mitteln vorzugehen.

Es folgt eine Seite mit "Adjusted Boons from BoL", auf der vornehmlich auf "Wealth"/"Great Wealth" eingegangen wird. Vor allem wird Great Wealth als "doppelwertige" Gabe geführt. Beide erlauben das Einrichten eines "geheimen Hauptquartiers".
Mein Eindruck: Ich würde das geheime Hauptquartier eh JEDEM Charakter, der aufgrund seiner Ausrichtung so etwas haben könnte, freistellen. Diesen Vorteil als Voraussetzung dafür nehmen zu müssen, halte ich für überflüssig.
Wie weiter hinten noch ausgeführt, ist auch der rein finanzielle Vorteil, höherer Lebensstandard, die Möglichkeit größere Anschaffungen zu machen und andere Effekte dieser Gaben nach den Regeln in Dicey Tales regelrecht "ausgehebelt" worden. Es besteht somit KEIN GRUND diese Gaben zu wählen, da man sie so oder so "geschenkt" bekommen wird!

Nun kommt der umfangreichste Unterabschnitt "New Adventure Pulp Boons". Es gibt 48 neue Gaben. Davon einige dieser "doppelwertigen", die also zwei Gaben-"Slots" kosten.
Mein Eindruck: Hier gibt es VIEL zu kritisieren! Viele der Gaben sind schludrig formuliert.  
Ein Beispiel: "Ambidextrous - Your character can use both hands equally well. He suffers no penalties for firing weapons in either hand, although this boon does not mean he can use two weapons at the same time in combat."  
Sehr schwammig. Was MACHT diese Gabe nun genau? BoL kennt eh keine Abzüge für die "falsche Hand", so daß solch eine Gabe überflüssig ist.
Was diese Gabe macht, erfährt man erst viel weiter hinten im Abschnitt über Feuerwaffen. Dort wird - analog zu Dogs of W.A.R. - eine Art Abzug für die "schwache Hand" eingeführt. Komischerweise gilt dieser aber NUR für das Schießen mit Feuerwaffen, NICHT etwa für den Nahkampf! Im Nahkampf gilt wie im BoL-Grundregelwerk, daß man KEINE Abzüge bekommt, wenn man eine Nahkampfwaffe mit der schwachen Hand führt. - Solche Regelungen sind meines Erachtens schludrig und inkonsistent vorgenommen (auch schon in Dogs of W.A.R.). Das kann man deutlich sauberer und klarer formulieren und ausarbeiten.

Ich will hier nicht jede einzelne Gabe im Detail kritisieren, doch ist hier der Eindruck der generellen Schludrigkeit, den man auch schon bei der BoL-Ausgabe von Legends of Steel haben konnte, nicht zu vermeiden. Nicht jedem liegt es Regeln SAUBER und PRÄZISE zu formulieren. Aber um sprachliche Klarheit zu verbessern gibt es ja Korrekturleser, die eben nicht nur "awesome" jubeln sollten, sondern genau solche Schwammigkeiten klar ansprechen und eine Nachbesserung fordern sollten.

Ein anderer Kritikpunkt liegt für mich in der "Wertigkeit" von Gaben. Hier sind ja manche Gaben "doppelwertig", kosten also zwei Gaben-"Slots" sie zu erwerben. Da gibt es so etwas wie "Combat Reflexes" für 2 Gaben-"Slots", das einem +1 auf die Initiative-Bestimmung, einen Vorteil bei eventuellem Gleichstand der Initiative (wobei hier eh die SCs immer zuerst handeln!) und +3 statt normal +2 beim Verteidigungs-Kampfmanöver, welches einen Charakter die gesamte Aktion in einer Runde kostet, gibt. Also zwei +1 Boni und ein "Tie Breaker", der überflüssig ist. Das soll ZWEI andere Gaben wert sein? Niemals!

Und da wir gerade beim Thema "Unbalanciert", "No-Brainer" und "Hartholzharnisch" sind: Es gibt Gaben, die für EINE Gabe den Umgang mit ALLEN Klingenwaffen oder ALLEN Pistolen usw. mit einem Gaben-Würfel bevorteilen! Vergleiche dazu die Spezialwaffe in BoL, wo genau EIN SPEZIFISCHER Waffentypus, also ein Valgardisches Breitschwert und nicht alle Schwerter, mit Gaben-Würfel ausgestattet wird. Diese beiden Gaben sind echte MUSS-MAN-HABEN-Gaben, bei denen man schon blöd sein muß, sie nicht zu nehmen. Das ist mir zu unbalanciert und zu wenig durchdacht. 
Wenn ein Gentleman-Abenteurer sein Markenzeichen, seinen Stockdegen, mit einer Gabe unterfüttert, dann schärft das das Charakter-Profil. Wenn er aber ALLE Klingenwaffen vom Obstmessser bis zum Landsknecht-Zweihänder mit höchster Präzision führen kann, dann finde ich das schon nicht mehr profilierend, sondern einfach überzogen und unbalanciert. 

Dann sind da die Gaben, die völlig UNNÖTIG sind und für deren Funktion bereits ein anderer Regelmechanismus vorhanden ist. So zum Beispiel eine Gabe, die es einem Charakter erlaubt "einfach so" einen passenden Gegenstand zu finden, um irgendwas damit zu bewerkstelligen. Dafür ist das Einführen von Fakten via Heldenpunkten eigentlich gedacht! Und das kann dann JEDER Charakter auch ohne eine Gabe dafür zu besitzen. Klar, man spart mit dieser Gabe einen Heldenpunkt, aber eigentlich ist sie unnötig, weil anderweitig bereits geregelt.

Manche Gaben sind krass ungewichtet.  
Hier ein Beispiel: "Fearless - Your character has no fear. Even magically induced fear doesn’t affect him.". 
Dieser Charakter MUSS NIE irgendeinen Wurf machen um Angst und Schrecken zu widerstehen, es klappt einfach.  
Dem gegenüber: "Photographic Memory - Your character remembers just about everything. Roll a bonus die to recall a fact, remember a face or specific detail of an event."  
Als Spieler käme ich mir mit Photographic Memory verarscht vor. Der Furchtlose muß nie würfeln, und ich, der ich so gut wie ALLES stets in Erinnerung behalten kann, bekomme einen jämmerlichen Gaben-Würfel, muß aber für alles würfeln? - Solche Ungewichtungen sind vermeidbar, wenn man sich das Macht-Niveau einer Gabe in Relation zu anderen, ähnlich gelagerten, überlegt. Jemand der nie Angst hat und jemand der nie etwas vergißt, die sollten m.E. gleich behandelt werden.

Die als Option (zur Klärung mit dem Spielleiter, ob er sie überhaupt in seiner Kampagne zulassen möchte) enthaltenen übernatürlichen Fähigkeiten sind alles "doppelwertige" Gaben. Das ist trotz der bei Pulp-Abenteuern eher seltener auftretenden übernatürlich Begabten eine unsinnige Regelung. Der Magier benötig eine Laufbahn UND eine doppelwertige Gabe, nur damit er dann krass abgeschwächte feste Spruchmagie (im D&D-Stil) auf niedrigstem Kompetenzniveau beherrschen kann? 
Eigentlich sind magische Fähigkeiten KEINE Gaben, sondern in BoL einfach nur Laufbahnen. Somit sollte eigentlich eher ein solides Laufbahnkonzept für die übernatürlich Begabten vorliegen (wie bei Zauberern, Priestern und Alchemisten in BoL), statt hier mit "doppelwertigen" Gaben ganz andere Regelansätze als die BoL-Grundregeln zu verwenden.

Die Gaben, welche nur "Umbenennungen" der BoL-Gaben sind, erscheinen noch am problemlosesten. Aber hier kann man sich dann auch fragen, wozu mit "Trademark Weapon" eine Lieblingswaffe, z.B. eine Pistole, gewählt werden kann UND der Charakter dann auch noch als Scharfschütze Schießen mit der Pistole als Spezialisierung haben kann - das gibt ZWEI Gaben-Würfel! - Damit ist solch ein Charakter kaum noch in der Lage daneben zu schießen. Braucht es in Pulp-Abenteuern wirklich so etwas wie einen Hartholzharnisch-No-Brainer?

New Flaws for the Pulp Adventurer (3 Seiten)
Hier sind 17 Schwächen für Pulp-Charaktere aufgeführt.
Mein Eindruck: Diese Liste ist kurz - eigentlich zu kurz, daher für mich eher zusätzlich zu vielen der Schwächen in BoL zu sehen. 
Die bei den Gaben aufgefallene Schludrigkeit und Ungleichbehandlung ähnlicher Dinge zieht sich auch hier durch. 
So ist ein zwanghafter Glücksspieler bei einer Gelegenheit seiner Sucht nachzukommen gezwungen sich mittels eines Wurfes auf Verstand zu beherrschen. Dagegen steht beim Notgeilen, beim Sex-Süchtigen: "This Flaw is largely role-played but where applicable, you’ll need to take a penalty die".
Dieses "largely role-played" ist ja wohl schwammigst ohne Ende! Seine Sucht könnte der Spielsüchtige doch auch per Ausspielen darstellen! Und so gut wie jeder andere mit einer Schwäche! 
Mir ist solch ein "mal haben wir Regelmechanismen, mal handwedeln wir das irgendwie zurecht" ein Dorn im Auge. Das kann man besser machen.

A New Use For Hero Points In Dicey Tales (1 fast leere Seite)
Mein Eindruck: Erst einmal VIEL "Whitespace". Das zieht sich über das gesamte Magazin. Das könnte alles ohne Lesbarkeitsverlust knapper und auch übersichtlicher gestaltet werden (so z.B. auch mit einer Übersicht über alle neuen Gaben und Schwächen!). 
Die neue Heldenpunkt-Möglichkeit ist leider ziemlich bescheuert: Man gibt VOR dem Beginn der Spielsitzung einen Heldenpunkt aus. Kratzt der SC während der Spielsitzung ab, dann kommt er nächste Spielsitzung zurück, da er nur "mostly dead" war und es nur so schien, als wäre er von 2 Zillionen Kugeln durchsiebt mit einem doppelten Salto in einen brodelnden Vulkan gestürzt. 
Effektiv kann somit JEDER Spieler einen seiner Heldenpunkte abgeben und hat diese Versicherung. 
Also kann man gleich jedem Spieler nur 4 statt 5 Heldenpunkte geben und diese Versicherung greifen lassen. 
Ach, was solls? Man kann JEDEM Spieler die üblichen 5 Heldenpunkte geben UND jedem einfach als Genre-Konvention für Pulp-Helden die Versicherung geben, daß sein Charakter nicht sterben wird, außer der Spieler möchte das so. Wie wäre es damit? 
Eine neue "Anwendungsmöglichkeit" für Heldenpunkte ist diese Regelung nicht, sondern eher eine Regel in Erwartung sehr weinerlicher und ängstlicher Spieler. 

Solche Tipps, wie man mit der bei Pulp-Abenteuern genre-passend reduzierten Tödlichkeit umgeht, hätte ich mir im einleitenden Artikel zum Spielen von Pulp-Rollenspielabenteuern erwartet. Die hier vorgestellte Unkaputtbarkeitsregelung via Heldenpunkt ist jedenfalls eine der ungeschicktesten Umsetzungen dieses Pulp-Versatzstückes, die mir bislang untergekommen ist.

Magical Powers, Scientific Wizardry and Psychic Abilities (11 Seiten)
Die hier untergeordneten Kapitel bespreche ich im Einzelnen.
Mein Eindruck: Insgesamt, über die nachfolgenden vier Kapitel hinweg findet eine  starke Abkehr vom BoL-Magiesystem und seiner großen Freiheiten statt.  Hier wird eher „konventionelle D&D-like Spruchmagie“ dargeboten. Ob  das wirklich zu Pulp-Abenteuern mit Übernatürlichkeiten paßt? Ich finde nicht. Nun mehr dazu im Einzelnen...

... Just How Powerful Should These “Powers“ be?  (1/2 Seite)
Hier wird sehr allgemein über Magie in Pulp-Action-Settings gesprochen. Kernaussage: Weniger ist mehr. Harte Regeln gibt es hier (noch) nicht, die kommen später bei den einzelnen Arten übernatürlicher Kräfte.
Mein Eindruck: Etwas mehr Länge und Breite hätte hier gut getan. Es ist ja nicht nur die „Machtfülle“ übernatürlicher Kräfte von Belang, sondern auch deren Ursprung, deren charakteristische Ausprägungen in Pulp-Settings, deren Limitierungen abseits von Regeltechnik. Dazu ist dieser Absatz zu dünn geraten.

... Magical powers (5 Seiten)
Hier werden die magischen Kräfte, also die von Zauberern, Magiern, Mystikern usw. behandelt. Hauptunterschiede zu den BoL-Regeln: Magier brauchen eine Laufbahn (Mystiker) UND eine Gabe (doppelwertig!), um überhaupt zaubern zu können. Dann sind sie auf Gebrauchszauber und Zauber erster Ordnung beschränkt. Sie haben eine Arkane Macht von 10 Punkten plus den Mystiker-Laufbahn-Rang.
Es werden nach diesen Regeln für Magier in Pulp-Action-Settings und Hinweisen zu Beherrschungsmagie und Illusionen, sowie zur „Verfügbarkeit von Zaubersprüchen“ noch 14 Beispiel-Zauber aufgeführt.
Mein Eindruck: Die mehrfachen Charaktererschaffungsressourcen-Aufwendungen, um überhaupt einen Magier spielen zu können, stehen in keinem Verhältnis zum spielerischen „Nutzen“ dieser Rolle. Wenn Magier eh auf Gebrauchsmagie und Zauber erster Ordnung beschränkt sind, warum sollen sie dann außer der Laufbahn (wie in BoL ja allein ausreichend) auch noch eine doppelwertige(!) Gabe aufwenden müssen? 
Das Deckeln der Ordnung der Zauber reicht allein schon aus die Magier-Laufbahn als mäßig attraktiv erscheinen zu lassen. 
Man überlege einmal: Ein Pulp-Held mit einer Maschinenpistole teilt öfter und länger mehr aus und das auch noch gegen mehr Gegner auf einmal, als es je ein Magier mit einem Zauber erster Ordnung könnte! Der Nutzwert der Magie in diesem Setting mit heftigen moderneren Waffen (Maschinengewehren, Handgranaten usw. gegenüber Schwertern und Bögen in BoL) ist eh schon gering. Da braucht es keine zusätzliche Erschwernis des Zugangs über eine teure (genauer: überteuerte!) Gabe.

Was mir besonders ungut aufstößt: Im Text ist eine implizite ABKEHR von der FREIEN Magie, d.h. der freien Zaubergestaltung, je nach aktueller Situation, je nach Lust und Laune des Spielers, formuliert. Der Verfasser geht davon aus, daß die Magier in seinem Pulp-Setting FESTE SPRUCHMAGIE verwenden - daher auch die Beispielzaubersprüche. In BoL ist aber Magie so etwas Besonderes, daß man selten demselben Zauber zweimal begegnen wird. Und ich finde das gut so, weil es das Mysteriöse in der Magie behält, statt sie wie eine einfach anders-“gefärbte“ weltliche Fähigkeit zu behandeln.

Die Beispielzauber haben mich fast vom Stuhl fallen lassen - und zwar wegen ihrer OFFENSICHTLICHEN zu-Guttenbergismen! 
Hier wurden einfach AD&D 1st Level Cleric, Druid, Magic-User oder Illusionist Spells geklaut und in der Werkstattgarage „umgespritzt“! Das ist sowas von lahm und minderkreativ, daß man sich die gesamte Liste hätte sparen können. Beispiele: Calm (DT) = Remove Fear (D&D), Discern (DT) = Identify (D&D), Disguise (DT) = Change Self (D&D), False Image (DT) = (schwächere Fassung von) Mirror Image (D&D, 2nd Level Spell), Imbue with Aura (DT) = Faerie Fire (D&D), Infatuate (DT) = Friends (D&D) usw.
Was ich hier so ungut finde, ist die Übernahme der wohl UNFLEXIBELSTEN, ja geradezu einen totalen GEGENSATZ zur BoL-Magie darstellenden D&D-Zauber in ein moderneres Pulp-Setting. Das ist einfach nicht einmal mehr „unkreativ“, sondern wirklich schlecht!
Ich hätte mir hier anhand der in Pulp-Geschichten vorkommenden Illusionsmagie, Beschwörungen, Ritualen, Taschenspielertricks, Beherrschungszaubern usw. orientierte VORSCHLÄGE für BoL-Pulp-Magie gewünscht und keine „wiedergekäuten“ D&D 1st Level Spells (über deren Auswahl man sich sowieso wundern kann – interessant wäre gewesen, wenn die „umgespritzten“ Zauber z.B. aus RuneQuest Battle Magic oder gar aus Unknown Armies oder anderen moderner plazierten Rollenspielen „entlehnt“ worden wären, nicht daß dies nicht ebenfalls für Pulp-Magie genauso unstimmig gewesen wäre).

Generell ENTTÄUSCHT diese Umsetzung von Magie für modernere Pulp-Settings deutlich. Das haben andere Pulp-Regelsysteme deutlich stimmungsvoller und zum Genre passender hinbekommen. Hier hat man den Eindruck einer gewissen Lieblosigkeit, mit der einfach ein paar D&D-Sprüche umbenannt und in ihren Parametern geändert wurden. Da wurde VIEL Potential einfach verschenkt.

... Scientific Wizardry (ca. 1 1/2 Seiten)
Die nächste übernatürliche "Disziplin“ ist die Verrückte Wissenschaft. Hier wird auf die BoL-Regeln für Alchemie verwiesen, die auch entsprechende Gerätschaften durchgeknallter Pulp-“Wissenschaftler“ abdecken können. Sieben Beispiel-Präparate (Geräte, Tränke, usw.) beenden diesen sehr kurzen Abschnitt.
Mein Eindruck: Nicht so enttäuschend wie die Magie-Umsetzung. Aber bei den Beispielgeräten vermisse ich GÄNGIGE Pulp-Konstrukte wie den Raketenrucksack, die Strahlenpistole, den Gedankenkontrollstrahl, usw. - dafür haben die aufgeführten Gegenstände auch irgendwie ein Geschmäckle, als könnte man sie im AD&D1st Ed. Dungeon Masters Guide bei den magischen Gegenständen finden (diese Wahrnehmung mag aber auch meinem Unmut über die dreist übernommenen D&D-Zauber geschuldet sein).

... Psychic Abilities (knapp 3 Seiten)
Die Psi-Fähigkeiten stellen die dritte Art übernatürlicher Fähigkeiten dar. Durchaus passend zu den Pulp-Geschichten, in denen solche Psioniker immer mal wieder auftauchen. Grundsätzlich ist die Psi-Fähigkeit ähnlich wie die Magie geregelt. Man braucht ebenfalls die Laufbahn Mystiker und zusätzlich eine (doppelwertige) Gabe. Arkane Macht hat man ebenfalls wie üblich 10 plus Rang in der Laufbahn. Die Fähigkeiten sind vom Effekt her auf „Gebrauchszauber“- und „Zauber erster Ordnung“ gedeckelt - wie bei der Magie auch. Aber hier kann man keine Arkane Macht „einsparen“ durch Ritualanforderungen beim Anwenden der Fähigkeit, sondern „Gebrauchs-Psi-Effekte“ kosten 1 AM und „Psi-Effekte erster Ordnung“ kosten 5 AM - ohne Reduktion, ohne Ritual. Das Kapitel endet mit Beispielen für Psi-Effekte: 8 „Tricks“, also „Gebrauchs-Psi-Effekte“ und 7 „Psi-Effekte erster Ordnung“ werden als Beispiele aufgeführt.
Mein Eindruck: Schade. GERADE bei den Psi-Fähigkeiten ließen sich sehr schön rituelle Anforderungen einführen, die stimmungsvoll zur typischen Pulp-Psionik beitragen könnten. Die Beispiele sehen aus wie vom AD&D 1st Ed. Players Handbook „entliehen“. Das Geschmäckle hier ist dasselbe wie bei der Magie.

Generell ist das alte D&D eine reichhaltige Fundgrube für gute Ideen gerade auch für Zauber und Psi-Effekte, ABER:Solche lieblosen Übernahmen in ein ganz anderes Genre hätte man sich sparen können. JEDER kann aus seinem favorisierten Fantasy-System irgendwelche vorgefertigen Zauber nehmen und diese schnell und ohne Überlegung als „Pulp-Zauber“ oder „Pulp-Psi-Effekte“ deklarieren. Klar. Das geht. 
Ich hätte mir hier MEHR Überlegung und stimmigere, aus den Pulp-Magazin-Darstellungen entlehnte Effekte erwartet, statt ödes Copy-Paste-Rename-Vorgehen.

Besonders störend empfinde ich, daß von der FREIHEIT der BoL-Magie völlig Abstand genommen wird. Die rituellen Anforderungen sowie die frei, je nach Situation von einem KOMPETENTEN Zauberer aus dem Ärmel geschüttelten passenden Zauber sind ja nicht nur passend für Sword&Sorcery-Fantasy, sondern auch für andere Pulp-Untergenres. 
D&D-like Spruchmagie hier als Umsetzungsmethode zu verwenden, ist für mich wie ein kritischer Fehler der unkreativsten Art.

Lifestyle in the Pulps (1/2 Seite)
Sehr wenig Text. Kernaussage: Gib den SCs alles, was sie haben wollen.
Mein Eindruck: Hier macht es sich der Verfasser (leider nicht zum ersten Mal) zu BILLIG und gibt ausgesprochen WENIG hilfreiche Empfehlungen.
Wenn man schon einen Penner, einen Hobo spielen kann, dann soll - nach diesen Empfehlungen - der aber keinerlei Schwierigkeiten haben sich im Ritz mit angesehenen NSCs zum Essen zu verabreden oder eine Passage auf einem Luxus-Liner zu buchen. - Das ist leider ziemlicher Unfug!
Hier geht sehr, sehr viel der Plausibilität der Spielwelt flöten, wenn man diese Empfehlungen in der Praxis umsetzt.
Und man BESCHEISST die Spieler, welche sich Wealth bzw. Great Wealth als Gaben gewählt haben, um ihre Vorteile als grenzenlose Geld(aus)geber. 
Stellt das Materielle wirklich in den meisten Pulp-Abenteuern KEINERLEI Hindernis dar? In denen, die ich gelesen habe, waren die wenigsten Hauptfiguren in der Lage die im kurzen Abschnitt angegebenen Anschaffungen zu bewältigen.
Hier hätten ein paar SOLIDE recherchierte Empfehlungen hingehört statt einer halben Seite wertlosen Geschwafels!

Firearms Rules (11 Seiten)
Das sind praktisch die identischen Feuerwaffenregeln aus Dogs of W.A.R.  Zum Thema Munition wird hier als settingspezifische Regel "unbegrenzte Munition“ empfohlen. Es werden Regeln für Deckung, Niederhalten, Feuerschutz, Feuerstöße, automatisches Feuer usw. aufgeführt, die auch aus Dogs of W.A.R. entlehnt sind.
Mein Eindruck: Mit der weitgehenden Übernahme der Dogs of W.A.R. Regeln für Feuerwaffen werden diese auch anderen BoL-Interessierten verfügbar, die sich nicht für das rein militärische Dogs of W.A.R. Setting interessieren. Das ist für mich ein echter Pluspunkt dieser Dicey-Tales-Ausgabe der Feuerwaffenregeln.

Mit filigran-unauffälligen Zeichnungen werden hier diverse typische Pulp-Ära-Waffentypen aufgeführt. 
Mein Eindruck: Diese Zeichnungen hätte man sich eher sparen können – letztlich schinden sie nur Platz.  Die Spielwerte dieser Waffentypen sind aber sehr brauchbar – auch übertragbar auf mehr Sword&Planet-Settings, für die man einfach manche der Waffen in „Strahlenpistole“ oder „Druckluftgewehr“ umbenennen kann. 
Gegenüber Dogs of W.A.R. sind hier endlich auch die Reichweiten für die Waffen angegeben (die ärgerlicherweise bei DoW völlig fehlen! – Die teilweise recht ärgerlichen Errata bei Dogs of W.A.R. wurde immer noch nicht in der PDF-Fassung dieses Rollenspiels eingearbeitet, was ich für nur schwerlich akzeptabel halte.). Das ist noch ein weiterer Pluspunkt für die Dicey-Tales-Ausgabe der Feuerwaffenregeln.

Die weiteren Waffen für den Nahkampf wie Schlagringe oder Bajonett bzw. der "moderne Klassiker“ die Peitsche sind gut umgesetzt worden und sofort brauchbar. Ebenso die Regeln für Explosiv-Waffen.
Was immer noch bei BoL fehlt ist eine generelle Behandlung von Giften unterschiedlicher Art und Wirkungsweise, sowie solche gängigen Gefahren wie Ertrinken, Ersticken, Verbrennen, Verdursten, Verhungern usw. - alles Situationen, in die nicht nur ein Pulp-Held geraten könnte.

Generell ist dieses Kapitel eine erfreuliche Ergänzung für alle moderneren Settings, die man mit BoL bespielen möchte.

Vehicle Chases (10 Seiten)
Hier wird ein abstraktes Fahrzeugverfolgungssystem vorgestellt, wie es auch in Dogs of W.A.R. vorkommt. Aber die Dicey-Tales-Version ist um Daten für 18 Fahrzeuge der Pulp-Ära wie Bodenfahrzeuge, Doppeldecker, Schiffe etc. erweitert. 
Die Verfolgungsregeln sind eher abstrakt, enthalten diverse Fahrmanöver und Regeln für den Umgang mit Hindernissen. 
Dieses Fahrzeugsystem enthält keine Angaben für Fahrzeug-"Trefferpunkte“ oder dergleichen. Fahrzeuge bzw. Schäden an Fahrzeugen wird allein über die Beschreibung ins Spiel gebracht.
Mein Eindruck: Diese Fahrzeugregeln sind rundum funktional. Abstrakt und sehr charakterbezogen reichen sie für Fahrzeugkonflikte aller in Pulp-Abenteuern vorkommenden Arten aus. 
Etwas seltsam ist, daß die eher abstrakten Entfernungsspannen mit konkreten Angaben in Fuß versehen sind, die teilweise lächerlich kurz sind. So entkommt ein Fahrzeug einem Verfolger, wenn es gelingt sich mehr als 50 Meter von dem Verfolger abzusetzen. Das ist bei Fußverfolgungen ja noch in Ordnung, aber bei einem Luftkampf zwischen Jagdflugzeugen oder einer Verfolgung auf Motorrädern querfeldein eher  unglaubwürdig kurz. – Hier wäre eine ähnliche Regelung wie in Savage Worlds angezeigt, wo die einzelnen Entfernungsspannen je nach Fahrzeugart auf unterschiedliche „wirkliche“ Entfernungen abgebildet werden. 

Manche Gruppen werden sich konkretere Schadensmodelle für Fahrzeuge wünschen, damit sie auch konkrete EFFEKTE beim Beschädigen von gegnerischen Fahrzeugen erzielen können, statt "nur darüber zu reden".
Insgesamt ist das Fahrzeugsystem aber voll und ganz tauglich und kann auch für weitere Settings wie Pulp-Sci-Fi mit Raktenraumschiffen wie "War-Rocket Ajax“ oder den "Hawkman Rocket-Cycles“ verwendet werden.

The Horror in Jade (10 Seiten)
Ein Pulp-Abenteuer in klassischem Stil in drei “Akten”:
  • Act I: Terror in the Museum
  • Act II: Claws in The Dark
  • Act III: The Thing On The Pier
Mein Eindruck: Klassische Pulp-Abenteuer-Kost für einen unterhaltsamen, lockeren Spielabend. Die Illustrationen insbesondere der Charaktere sind hier gut gelungen, etwas comic-artig, aber durchaus stimmungsfördernd und den Spielern vorzeigbar. Nur muß man sich diese dazu selbst aufbereiten – besser wäre eine Seite mit Handouts der NSC-Illustrationen (ohne Namen!), um sie den Spielern direkt vorzulegen. So etwas sollte bei PDF als Publikationsformat eine Sache von wenigen Minuten und ein paar Mausklicks bei der Erstellung der Dicey Tales sein.
Das Szenario schwächelt etwas beim Abschluß, doch stellt das nichts dar, was nicht ein Spielleiter mit solider Pulp-Vertrautheit auf stimmigere Beine stellen könnte.

The Perils of Bonaga Bay (12 Seiten)
Ein Abenteuer, das die SCs von den Philippinen nach Neu-Guinea führt und Abenteuer am Wasser, auf dem Wasser und unter Wasser bietet. Zwielichtige Leute, anarchische Hafenstädte, Naturvölker, Piraten und "Seeungeheuer" - alles bewährte Elemente für abenteuerliche Unterhaltung.
Mein Eindruck: Solides und stimmungsvolles Pulp-Abenteuer mit interessanten Schauplätzen, die sich auch über das vorliegende Abenteuer hinaus weiterverwenden lassen. Von der Länge her ist dieses Abenteuer eher etwas für einen einzigen Spielabend oder eine kurze Con-Runde.


Links für Pulp-Rollenspiel-Interessierte



Die nachfolgenden Links verweisen (zumeist) auf englischsprachige Seiten. 

THE PULP AVENGERS: Game Mastering Pulp Adventures in the 1930s and 1940s (grundsolide Tipps für das Rollenspiel im Pulp-Genre)

Das europäische Wold-Newton-Universum (die bekannte fiktiv angereicherte Historie, hier in der europäischen Fassung)

Lester Dents Formel zum Schreiben von Pulp-Geschichten (nur bedingt für Pulp-Abenteuer im Rollenspiel geeignet, auch wenn das D20-System- bzw. Savage-Worlds-Pulp-Setting "Thrilling Tales" diese Formel als Basis für einen Abenteuer-Generator umgesetzt hat).

Dirty Thirties (richtig gute, informationsreiche Seite für Pulp-Action-Rollenspieler)

Die obigen Links sind nette Einstiege in mehr Informationen zum Thema Pulp-Rollenspiel, das Internet ist gerade was Filme, Bilder und Geschichten zum Pulp-Genre anbetrifft schier unerschöpflich.



Feedback ist wie immer willkommen.

 

Frank "Freßt HEISSES BLEI!" Falkenberg
(aka Zornhau, in Vertretung von Krongar, den gerade ein paar hartgesottene Bundespolizisten wegen "unanständiger Bekleidung", Erregung öffentlichen Ärgernisses, sowie wegen tätlichen Angriffs mit einem übergroßen Messer auf Automobile der Exekutivbehörden suchen, so daß er "abtauchen" mußte.)  

Samstag, 13. August 2011

Barbarians of the Future - WH40K-DH-Conversion

Nur eine kurze Nachricht für all die BoL-Freunde, welche gerne mal das Fantasy-Genre etwas hinter sich lassen wollen und im Warhammer-40K-Setting Dark Heresy mit den BoL-Regeln spielen wollen.

Eine mit über 40 Seiten recht umfangreiche Conversion findet sich hier: Future Heresy.

Wie diese Conversion rechtlich aussieht, ist unklar. Der Verfasser dieser Conversion, Maxwell Luther (so sein Username auf RPG.net) dürfte vielen von Euch bestimmt bekannt sein für sein Barbarians of the Aftermath (BotA). In diesem Review-Thread zu BotA hatte er ja seine Future-Heresy-Conversion schon angekündigt. Und als sie auf Big Purple gesucht wurde, hatte er jedenfalls nichts dagegen, daß dort auf seine WH40K-DH-Conversion verlinkt wurde.

Daher: Viel Spaß. Und laßt mal von Euren Spielerfahrungen damit was lesen. Vor allem, wie es sich im Unterschied zum Original-DH-Rollenspiel so spielt. Bei BoL tendieren ja die Charaktere dazu ziemlich kompetent zu starten, das ist im Original etwas anders. Was sind Eure Erfahrungen mit dieser Conversion? Was habt Ihr geändert? Oder habt Ihr eine EIGENE Conversion zu DH bereits auf Eurer Festplatte rumliegen, die ihr gerne mit anderen Barbaren des Weltengewebes teilen möchtet?

Feedback ist wie immer hier im Kommentarbereich sehr willkommen (und falls Bedarf besteht, kann ich gerne noch einen Thread im RSP-Blogs-Forum zu diesem Thema aufmachen - noch sehe ich den nicht, aber ich bin ja kein verstockter Unbelehrbarer, sondern offen für die Erleuchtung der Wahrheit und Wahrhaftigkeit).

Frank "Freßt PARSUULISCHES FEUER!" Falkenberg
(aka Zornhau, in Vertretung von Krongar, der gerade am Kleinhacken von Ketzern für das abendliche Grillen ist.)